Freiwilligeneinsatz in Blasiwald: Gemeinsam für den Herdenschutz 

Ein Rückblick auf einen gelungenen Arbeitseinsatz.

Am Samstag, den 10. Mai 2025, fand in Blasiwald der erste Freiwilligeneinsatz im Rahmen des Herdenschutzprojekts Südschwarzwald statt. Rund 20 engagierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzten sich unter dem Motto „Herdenschutz ganz praktisch – Zaunbau im Wolfsrevier“ für den Schutz von Weidetieren vor dem Wolf ein.  So wurde ein wolfsabweisender Zaun auf einer Weide von Landwirt Reinhold Götte errichtet. 

Organisiert wurde der Einsatz vom Herdenschutzprojekt Südschwarzwald – mit dem Ziel, Maßnahmen vor Ort praktisch umzusetzen, Herausforderungen sichtbar zu machen und Tierhalter bei der konkreten Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen zu unterstützen. 

„Nach dem Riss kam der Schlafmangel“ – Warum der Zaun nötig ist 

Für den Landwirt Reinhold Götte ist der Zaunbau mehr als reine Vorsorge. Er erlebte einen Wolfsangriff auf eine Hochlandkuh mit: „Unsere Tiere sind Familienmitglieder. Jedes Rind hat einen Namen – den Anblick nach dem Riss beschäftigte uns noch Monate später“, so Götte. In Folge des Risses konnte er kaum noch ruhig schlafen, aus Sorge um seine Herde.  

Da die Fläche in einem Gebiet mit nachgewiesenem Wolfsterritorium liegt und dort Schottische Hochlandrinder zur extensiven Landschaftspflege eingesetzt werden, ist Herdenschutz notwendig um das Risiko von weiteren Übergriffen zu minimieren. Die Weide wurde fortan  mit einem fünflitzigen Elektrozaun gesichert – eine Maßnahme die vor dem Wolf schützen soll. 

Teamarbeit für einen guten Zweck 

Die Helferinnen und Helfer kamen zum Teil aus der Region. Ein Freiwilliger kam eigens für den Arbeitseinsatz aus Heidelberg angereist. Viele mit dem Wunsch, sich aktiv für die Natur einzusetzen. Für die meisten war der Zaunbau Neuland – doch mit gegenseitiger Unterstützung und unter fachkundiger Anleitung gelang der Bau eines stabilen, wolfsabweisenden Zauns.  

„Der Zaun steht nur gut, wenn die Trasse gut vorbereitet ist“, erklärte Projektkoordinatorin Rebecca Müller, die mit ihrer Gruppe zunächst die alte Zaunanlage entfernte und die Trasse für den neuen Zaun vorbereitete.  

Gemeinsam mit dem Projektteam packten die Freiwilligen kräftig mit an: Die alte Zaunanlage wurde abgebaut, die neue Trasse von Astmaterial befreit, Metallpfosten mit der Pfahlramme eingeschlagen und Litzen vorgespannt. Die anspruchsvolle Topografie –Hänge, Wald, Felsen und Findlinge, Feuchtbereiche und Bachläufe – stellte das Team dabei immer wieder vor Herausforderungen. Besondere Aufmerksamkeit galt auch Gewässerübergängen, an denen zusätzliche Schutzmaßnahmen wie Kettenvorhänge oder Breitbandlitzen nötig sind. 

Hintergrundwissen zum Wolfsmonitoring, Herdenschutz und Auswirkungen von Übergriffen 

Nach dem gemeinsamen Mittagessen gab es einen informativen Input rund um die Themen Wolfsmonitoring, was passiert nach einem Wolfsgriff und einen Einblick in das Herdenschutzprojekt.

Aktuell sind in Baden-Württemberg drei Wolfsrüden sesshaft. Risse an Rindern waren ein zentraler Auslöser für die Initiatoren des Herdenschutzprojekts um praktikable Lösungswege zu finden und Unterstützung für Tierhaltende im Herdenschutz zu erarbeiten.

Die Folgen eines Wolfsrisses gehen über den einmaligen Verlust hinaus: Tierhalterinnen und Tierhalter berichten von hoher psychischer Belastung, nicht zuletzt wegen der oft drastischen Rissbilder. Auch die Herde selbst reagiert – mit Unruhe, Stress und teils langfristigen Auswirkungen wie Fehlgeburten oder vermindertem Aufnahmeverhalten bei Kühen. Diese Ereignisse wirken lange nach und führen zu Sorgen und Unsicherheiten.

Finanzielle Belastungen kommen hinzu: Eine Entschädigung erfolgt in der Regel nur bei eindeutigem Wolfsnachweis und nachweislich umgesetzten Herdenschutzmaßnahmen bei kleinen Wiederkäuern, bei Rindern wird immer entschädigt. Neben den direkten wirtschaftlichen Schäden entstehen zeitliche Belastungen durch die Koordination mit Behörden, Medien und der Stabilisierung der Herde nach dem Angriff.

Schutz für Tiere und Lebensräume 

Durch die Errichtung des neuen Zaunes ermöglichen die Ehrenamtlichen den Schottischen Hochlandrindern die sichere Beweidung und somit der Erhaltung artenreicher Flächen die z.B. den FFH-geschützen Borstgrasrasen. 

Natur erleben und mitgestalten 

Die Motivation der Teilnehmenden war vielfältig: Viele wollten aktiv draußen sein, sich für den Naturschutz einsetzen oder einfach die Region besser kennenlernen. „Ich finde es sinnvoll, mit den eigenen Händen etwas zu bewirken“, sagte eine Teilnehmerin. Andere hatten bereits Erfahrungen aus Biotoppflegeeinsätzen gesammelt und waren neugierig auf das Thema Herdenschutz. 

Eine Teilnehmerin sagte: „Ich bin gerne aktiv draußen – und finde es wichtig, etwas für Menschen und die Natur zu tun“. Viele der Helfenden haben bereits in der Vergangenheit und wollen auch an zukünftigen Einsätzen teilnehmen, wie etwa im Bergwaldprojekt oder bei der Biotoppflege. 

Ein starkes Zeichen für gemeinsames Engagement 

Der Freiwilligeneinsatz war nicht nur ein voller Erfolg im Sinne des Herdenschutzes, sondern auch ein starkes Zeichen für gesellschaftliches Engagement im ländlichen Raum. Für Landwirt Reinhold Götte bedeutet die Unterstützung durch den Freiwilligeneinsatz große Erleichterung: „Ohne die Unterstützung von euch Freiwilligen ist der Aufwand die Weide vorzubereiten fast nicht stemmbar“. 

Vielen Dank an alle Beteiligten für ihren Einsatz und ihre Motivation!  

Über das Programm „Ehrensache Natur“ sind weitere Einsätze geplant Planung. Wer Lust hat, mitzumachen, findet aktuelle Termine auf der Website des Naturparks Südschwarzwald Naturpark Südschwarzwald – Veranstaltungen

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